Düsseldorfer Erklärung gegen Antisemitismus

Als in Schule Tätige und Engagierte sind wir alle schockiert über die Ereignisse der letzten Monate.

Jüdinnen*Juden weltweit, auch in Deutschland, sehen sich einem enorm gesteigerten und sie extrem belastenden Antisemitismus gegenüber. Auf deutschen Straßen wird offen Antisemitismus artikuliert und propagiert. In den Sozialen Medien entfaltet sich der Judenhass ungehemmt. Die Folge: Jüdische Schüler*innen und ihre Eltern haben Angst. Angst vor dem Antisemitismus, der längst auch in den Schulen angekommen ist. Traumatische Erinnerungen an die Shoa – transgenerational vererbt – werden schmerzvoll wach.

Dabei hat der Antisemitismus längst alle sozialen Milieus durchdrungen: Es gibt ihn beispielsweise bei Rechten und Linken, bei Extremisten, Progressiven, Alternativen und Esoterikern, unter Muslimen und Christen. Es gibt ihn in der bürgerlichen Mitte, in der Wissenschaft ebenso wie in der Kulturszene. Hier etwa ist er über den Rap – als verbreitetster Jugendkultur – wiederum ganz nah bei unserer Schülerschaft.

Wir haben die dringliche Aufgabe, Antisemitismus entschieden entgegenzuwirken: Wir müssen aufklären über die zerstörerische und demokratiefeindliche Wirkung in Vergangenheit und Gegenwart, die die hasserfüllten, menschenverachtenden Ideologien und Zerrbilder von Jüdinnen*Juden entfaltet haben und entfalten. Und wir müssen informieren über jüdisches Leben und jüdische Vielfalt in der Gegenwart, um den Zerrbildern ein realistisches Korrektiv entgegenzustellen. All das sind permanente Aufgaben aller in Schule Tätigen und Engagierten, die nicht auf Gedenktage oder feierliche Anlässe beschränkt werden dürfen, sondern als Daueraufgaben zu verstehen sind.

Gerade mit Blick auf die jüngsten Ereignisse ist es dringend notwendig, dem steigenden Antisemitismus entgegenzuwirken. Denn 80 Jahre nach der Vernichtung jüdischer Menschen durch die Nationalsozialisten findet der diesjährige Jom Hashoa gut sieben Monate nach dem größten Pogrom an Jüdinnen*Juden seit der Shoa statt. Auf eine bewusst barbarische Art und Weise wurden über 1.200 Menschen – vom Baby bis zum Greis – schwerst misshandelt, vergewaltigt und ermordet. Weit über 200 Jüdinnen*Juden wurden als Geiseln nach Gaza verschleppt.

Verantwortung für das Massaker trägt die Terrororganisation Hamas. Ihr Ziel ist es nicht nur, den einzigen jüdischen Staat auf der Welt auszulöschen, sondern auch das Leben aller Jüdinnen*Juden weltweit. Diesem Ziel ordnet die Hamas alles unter und nimmt dabei gezielt auch immenses Leid und tausende Opfer der palästinensischen Bevölkerung in Kauf, für die sie zu kämpfen vorgibt.   

„Achtung vor der Würde des Menschen und Bereitschaft zum sozialen Handeln zu wecken“ stellen laut unserem Schulgesetz das „vornehmste Ziel der Erziehung” dar. „Die Jugend soll erzogen werden im Geist der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit, zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen.“ Dieser Aufgabe kann nur eine ernsthafte und wirkungsvolle antisemitismuskritische Bildung gerecht werden – im Geist der europäischen Aufklärung.

Verlässliche Orientierung bietet dabei die international anerkannte IHRA-Definition des Antisemitismus mit ihren Erläuterungen und Beispielen. 

Wir, die Unterzeichnenden, bekunden unsere Solidarität mit allen von Antisemitismus Betroffenen. Wir bekennen uns zu der Aufgabe, jeglicher Diskriminierung und Aggression sowie insbesondere dem Antisemitismus über Bildung und Aufklärung in den Schulen entschieden und dauerhaft entgegenzuwirken.  

Düsseldorf, 05./06. Mai 2024 – Jom Hashoa – Tag des Gedenkens an die Opfer der Shoa und das Heldentum des jüdischen Widerstandes

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